Nachrufe
Es wurden 1104 Nachrufe gefunden
28.10.2011
Eins nach dem anderen, vor allem nicht immer dasselbe
Nachruf auf Horst-Dieter Klock (Geb. 1935)
Dichter war er. Und Grafiker. Das L mit Pfeilspitze, auf Papier gepinselt und an die Wohnungstür geheftet, erinnerte ihn daran, Lotto zu spielen. Die durchgestrichene Glühbirne bedeutete: Licht aus!...
21.10.2011
Bunte Bilder machte sie für die Werbung. Dann wurde sie Bibliothekarin
Nachruf auf Angelika Schnell-Dürast (Geb. 1927)
An den ersten Tag ihrer Begegnung kann Frau B. sich noch genau erinnern. Sie war neu angestellt im Bundesinstitut für Berufsbildung und wartete gespannt darauf, die Leiterin der hauseigenen Bibliothek kennenzulernen.
21.10.2011
Unentwegt sprach sie ihm zu, vertrieb Ängste, erahnte Wünsche
Nachruf auf Christine Kühn (Geb. 1953)
Der folgenschwere Tag im März 1995. Sie hatten sich in der Kneipe verabredet. Doch Kalle, ihr Freund, kam nicht. Sie dachte, er arbeite noch an einem Vortrag, er war Doktor der Physik. Als sie spätnachts nach Hause kam, lag er bewegungslos auf dem Bett, ins Leere starrend. Weil er nicht reagierte, rief sie eine Freundin an: „Du, der Kalle ist so merkwürdig!“ Dann rief sie den Rettungsdienst.
21.10.2011
Die Fragen waren einfach. Antworten zu finden war schwer
Nachruf auf Franz Hammerstein (Geb. 1921)
Er war zwölf Jahre alt, als er Adolf Hitler ins Treppenhaus der elterlichen Wohnung eintreten sah, die über der Dienstwohnung des Vaters lag. Wenige Tage zuvor war Hitler zum Reichskanzler ernannt worden, jetzt, am 3. Februar 1933, suchte er Kurt von Hammerstein-Equord auf, um vor den Generälen der Reichswehr seine Pläne zur Eroberung des „Lebensraums im Osten“ und zur Auslöschung der „bolschewistisch-jüdischen Weltgefahr“ vorzustellen.
14.10.2011
Aber es gibt sehende Mütter und Väter, die sind viel blinder
Nachruf auf Sabine Föhr (Geb. 1964)
Das Jahr 1987. Sie fuhren nach West- Berlin, einfach so, eine junge Frau, Anfang zwanzig und ein junger Mann, Sabine und J., ihr Freund. Zum ersten Mal sehen, was hinter der Mauer lag. Alles so schön bunt hier, hatte Nina Hagen gesagt.
14.10.2011
Die Arbeit an der Promotion gibt sie schweren Herzens auf. Da ist sie 80.
Nachruf auf Margot Bassow (Geb. 1917)
Man muss Ziele haben im Leben, egal wie alt man ist. Ein Ziel von Margot Bassow war das Abitur. Ihr erster Versuch am Kleist-Lyzeum in Moabit scheiterte an der Mathematik.
07.10.2011
So standen nun der Major und der Hauptmann mit weißer Fahne vor dem Tor
Nachruf auf Wladimir Gall (Geb. 1919)
Das Tor war verrammelt, die Zufahrt versperrte ein verlassener Tiger-Panzer. Stille lag über den Mauern der Spandauer Zitadelle. Der einzige Hinweis auf Leben im Inneren waren die Mündungen der Maschinengewehre, die aus Fenstern und Schießscharten ragten. Sie waren auf die beiden russischen Parlamentäre gerichtet, Major Wassili Grischin und ihn, Wladimir Gall, 26 Jahre alt, Hauptmann der Roten Armee, Dolmetscher.
07.10.2011
Die Revolution planten die anderen, er war fürs Praktische zuständig
Nachruf auf Manfred Lattemann (Geb. 1948)
Als Sabine Manfred kennenlernt, ist er der klassisch-coole Typ. Lederjacke und Motorrad, ein Kreuzberg-Bohemien der Achtziger. Mit so einem hatte sie noch nie zu tun, souverän und bodenständig, alternativ und zuverlässig zugleich. Sabine war als junge Theaterregisseurin nach Berlin gekommen, eher auf der Suche nach Abenteuer als nach dem Bund fürs Leben. „Wir haben uns nicht gesucht und trotzdem gefunden“, sagt sie. Zusammenziehen und zusammenbleiben? Wer wollte denn das damals schon? Doch als Manne...
30.09.2011
"Bis zum Ende kann man das nicht begreifen. Aber ein wenig."
Nachruf auf Helena Bohle-Szacki (Geb. 1928)
Viele ihrer Zeichnungen zeigen streng geometrische Formen, die sich öffnen, um den Blick freizugeben auf die Weite: Berglandschaften, den Himmel oder einfach weiche, undefinierte Flächen. So muss auch dieser Nachruf mit Ausschnitten arbeiten, die bestenfalls eine Ahnung geben können von ihrem langen, bewegten Leben.
30.09.2011
"Ich habe heute alle Termine für Ihren Mann abgesagt"
Nachruf auf Peter Ulrich (Geb. 1928)
Die Seminargruppen, die ins Wannseeheim kamen, begrüßte der Geschäftsführer stets persönlich. 1961 kam eine Gruppe Krankenschwestern ins Haus. „Ulrich, guten Tag.“ – „Schwester Heide, angenehm.“ Er drückte der jungen Frau mit dem fußlangen, grauen Kleid und der Siebenfaltenhaube fest die Hand. Später trafen sie sich beim Rauchen und sprachen über den Kurs. Bei ihrer Rückkehr ins Schwesternheim fand Heide einen Brief von ihm vor: Er lud sie zu einem gemeinsamen Ausflug ein. Bald tranken sie Kaffee...