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Neueste Einträge (7)
Gedenkkerze
Franziska
Danke, Max, für dein Hiergewesensein.
Gedenkkerze
Bianca
Nicht wissend,wer er war,begegnete ich ihm. War tief beeindruckt und bin noch immer dankbar für diese Begegnung an einem so unscheinbaren Ort.
Gedenkkerze
Brigitta Friedrich
Gedenkkerze
Andreas Brunner
Gedenkkerze
Heide (posthum) und Dietmar Simon
Heute geben wir Max Stock „das letzte Geleit“. Die erste Kerze für ihn ist hier am Ostersonntag 2023 angezündet worden. Ich beginne und beende deshalb unsere „Gemeinsame Begegnungen mit dem Maler Max Stock. Erinnerungen“, mit denen ich bereits im Trauerportal des Tagesspiegels für Heide Simon unter der Kerze vom 9. März 2023 an Max Stock gedacht habe, mit insgesamt zwei Ostergedichten von Heide Simon.
(51) Ostern [2000 Noch fällt kein Licht]
Noch fällt kein Licht auf die steinernen Gräber
von Golgatha.
Ohne Hoffnung verneigt die Natur sich vor dem Tod,
die kalten Nächte weichen nur widerwillig
dem Morgen.
Doch das Morgenlicht wärmt die erstarrte Erde.
Aus dem Kreuz von Golgatha
wächst lebendige Zuversicht.
Lebensbaum, du wirfst die Schatten des Lebens ab
wie trockenes Laub
und dein Licht bricht die Dunkelheit über den Gräbern.
Auferstehung in ein Meer der Freude:
Aus Steinen wird das Brot des Lebens,
aus den schmerzenden Wunden
ein Lobgesang.
(Heide Simon, Februar 2000)
Gemeinsame Begegnungen mit dem Maler Max Stock. Erinnerungen
Nun können wir ihm nicht mehr begegnen auf der Straße, in einer Kneipe oder auf seinen Ausstellungen. Max Stock, geb. am 6. Mai 1948, ist am 8. März 2023 gestorben (zu Max Stock s. im Internet u. a. Wikipedia). Kennen gelernt haben Heide Simon, meine unsterbliche Gefährtin, und ich Max Stock im „Lampion“ (s. unter Trauerportal Heide Simon, Fotos Fotoalbum 6 und Gedenkkerze, vom 01.03.2022). Wir hatten sofort Zugang zu ihm und er zu uns. Unsere Begegnungen abends dort und später im „Pieper“, waren stets kurz, aber herzlich, wenn es sein Zustand zuließ. Im „Windback“ (s. unter Trauerportal für Heide Simon, Gedenkkerze vom 08.11.2022) tauchte er bisweilen am frühen Vormittag plötzlich auf, wenn er seinen Arzt in Charlottenburg, den er wohl noch aus seiner West-Berliner Zeit kannte, aufgesucht hatte. Am frühen Vormittag hätte man ihn mit seiner schmalen Aktentasche für einen Büroangestellten halten können. Insgesamt war er wie eine Gestalt aus dem Panoptikum der Charaktere eines E.T.A. Hoffmann.
Sein Atelier im Dachgeschoss eines Altbaus in Prenzlauer Berg war gut aufgeräumt, wie hätte er sonst so fein malen und zeichnen können. Die Ordnung dort entsprach nicht seinen nächtlichen Eskapaden an anderen Orten. Alkoholisiert führte er dort Monologe, ähnlich wie Oskar Huth (s. Trauerportal für Heide Simon, Gedenkkerze vom 24.02.2023), doch dieser in langen geschwungenen Sätzen nach außen, er mit Sentenzen nach innen. „Ich bin der einzige, der noch mit sich spricht – damit keine falschen Meinungen eindringen.“ Max Stock war stets Max Stock, unverkennbar auch in seiner Malerei. „Es kann nicht täglich Kunst gelingen“, war eine Selbsterkenntnis, aber es gelang ihm viel. Unvergesslich ist die Vernissage seiner großen Ausstellung im Haus am Lützowplatz im Jahr 2003, aber auch die vielen kleineren Ausstellungen waren schon wegen des persönlichen Kontakts stets anregend. Heide brachte ihm bisweilen Selbstgebackenes mit. Zwei oder drei Mal war er bei uns zur Kaffeezeit zu Besuch, auch zu einem Hausmusikabend war er gekommen, aber es war wohl nicht sein Ding, solange unter fremden Menschen zuhörend zu sitzen.
Seine großformatigen Monatswandkalender begleiteten uns viele Jahre.
I
Ich hatte Max im späten Spätsommer 2021 noch einmal getroffen. Heide konnte leider nicht mehr dabei sein. Wir hatten uns im "Floh" am S-Bahnhof Grunewald zu einer bestimmtem Zeit verabredet. Doch das war ein Vorhaben, das in die Realität von Max Stock nicht passte. So war es denn auch. Ich rief ihn dann zu dem Termin an, da war er noch ganz woanders. Aber er wollte unbedingt kommen, er steige bald in die S-Bahn. Doch auch der neue Termin war nicht zu halten. Max war im Zug eingeschlafen und wurde in Wannsee Endstation geweckt. Aber immerhin, wir haben uns freudig etwas später begrüßt. Max war von Natur aus ein freudiger Mensch.
Er überließ mir bei dieser Gelegenheit eine farbige Zeichnung mit dem Titel „Berlinengel“.
Max Stock muss bei seiner Lebensweise unsichtbare Schutzengel gehabt haben. Für mich sichtbar als „Schutzengel“, wenn auch im Hintergrund, war die vielseitige Künstlerin Marlene Jachmann. Auch sie lernten wir im „Lampion“ kennen. Max und Marlene machten – sicherlich mit zeitlichen Unterbrechungen – auch „beruflich“ viel zusammen, besonders schwierig muss es bei einer groß angelegten Malerei an einer Hausfassade gewesen sein, Max. Stock oben auf dem Gerüst -. Viele Jahre war Marlene Jachmanns „Galerie Eiswürfel“ in Wedding der Ort von Ausstellungen, auch für Max Stock. Für Heide und mich war Marlene im Jahr 2001 die hochbegabte 29jährige Sängerin und Schauspielerin in dem Musical von Georg Kreislers „Lola Blau“ unter der Regie ihres Vaters Norbert Jachmann im Haus Ratz-Fatz in Köpenick. Das war nach ihrem Studium der Malerei an der Berliner Hochschule der Künste mit dem Abschluss der Meisterklasse im Jahr 1999. Die Aufführung war für uns ein bleibendes Erlebnis.
Max Stock und Marlene Jachmann riefen mich im Januar 2022 an: Max Stock hatte man zuvor für mehrere Wochen wegen seines Zustandes aus dem Verkehr gezogen mit den sozialen Folgen des Verlustes seiner Wohnung und seines Ateliers. Marlene Jachmann hatte schließlich für Max eine Unterkunft am Kaiserdamm gefunden und sein Hab und Gut gerettet. Sie wollten mich in den nächsten Monaten - auch wegen der Ortsnähe – einmal besuchen. Mit einer Gedenkkerze haben sie am Tage des Anrufs für Heide ein Zeichen gesetzt:
Gedenkkerze
Marlene Jachmann und Max Stock
Entzündet am 22.01.2022 um 12:01 Uhr
In Gedanken an Heide Simon
Zu einem Besuch ist es nicht mehr gekommen. Uns allen fehlte wohl die Kraft.
Ein weiterer für mich sichtbarer „Schutzengel“ für Max Stock ist Matthias Thalheim, der still im Hintergrund wirkt, aber tatkräftig und selbstlos. Sein profundes Wissen der Kulturszene aus hautnaher Erfahrung kann man seinem Buch entnehmen, „Fatzer im Radio – Begegnungen seltener Natur -. (s. auch im Internet Matthias Thalheim Wikipedia).
Für Heide Simon hat er sehr früh eine Gedenkkerze angezündet:
Gedenkkerze
Matthias Thalheim
Entzündet am 12.08.2021 um 17:51 Uhr
Als eine wache, empfindsame Frau brachte Heide gerade zu Musik, Bildender Kunst und zu Charakteren eine entschiedene Meinung und Haltung ein. Positionen, die man sehr achtete und respektierte, denn sie war dennoch eine nachsichtige und verständnisvolle Zeitgenossin. Sie war die "bessere Hälfte" von Ingraban, wie man es leichthin sagen würde - dabei spiegelten sie einander beidseitig ihr großartiges menschenfreundliches, dem Leben zugewandtes helles Wesen.
Adieu Heide!
Er hat Max Stock in seinen letzten Stunden – wie viele andere zuvor – begleitet und für ihn noch am Sterbetag einen Nachruf verfasst, den ich mit seinem Einverständnis im Trauerportal des Tagespiegels für Heide Simon unter der Gedenkkerze vom 9. März 2023 wiedergegeben habe. Unter Fotos ist dort auch das Fotoalbum 15 zur Erinnerung an Max Stock angelegt.
(49) Ostern 2015 [Glauben wir, dass]
Glauben wir, dass die Herrscher unserer Erde den Frieden lieben?
Wir sollten laut erzählen, was Ostern bedeutet,
den Mächtigen, den Beherrschern dieser Zeit.
Ob sie noch Ohren haben zu hören?
Gott, lass sie nicht warten bis zur Ewigkeit.
Ostern heißt Leben in Frieden hier auf der Erde,
ohne Gier, ohne Lust an Macht und Gewinn.
Hilf, Gott, der Menschheit, dass es so werde,
und stärke uns allen Herz, Mut und Sinn.
(Heide Simon. März 2015)
[Anm. D.S: Hintergrund des Gedichtes ist der Krieg in Syrien]