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Gedenkkerze
Dietmar Simon
Ostern war für Heide Simon, meine unsterblich Gefährtin, stets ein Fest voller Hoffnung.
(49) bis (52) Ostergedichte von Heide Simon
(49) Ostern 2015
Glauben wir, dass die Herrscher unserer Erde den Frieden lieben?
Wir sollten laut erzählen, was Ostern bedeutet,
den Mächtigen, den Beherrschern dieser Zeit.
Ob sie noch Ohren haben zu hören?
Gott, lass sie nicht warten bis zur Ewigkeit.
Ostern heißt Leben in Frieden hier auf der Erde,
ohne Gier, ohne Lust an Macht und Gewinn.
Hilf, Gott, der Menschheit, dass es so werde,
und stärke uns allen Herz, Mut und Sinn.
Sei voller Hoffnung, Mensch. Schütze dich gegen die Zeit,
sie ist verlogen, machtgierig und falsch und voll brünstiger Eitelkeit.
Sie nimmt den Friedenshungrigen die Zuversicht,
doch wer geht mit den Mächtigen ins Gericht?
(H.S.)
(49a) Ostern 2018
Glauben wir, dass die Herrscher unserer Erde den Frieden lieben?
Wir sollten laut erzählen, was Ostern bedeutet,
den Mächtigen, den Beherrschern dieser Zeit.
Ob sie noch Ohren haben zu hören?
Gott, lass sie nicht warten bis zur Ewigkeit.
Ostern heißt Leben in Frieden hier auf der Erde,
ohne Gier, ohne Lust an Macht und Gewinn.
Hilf, Gott, der Menschheit, dass es so werde,
und stärke uns allen Herz, Mut und Sinn.
Ostern ist Auferstehung in Freude und Freiheit,
Auferstehung Jesu auch für uns jederzeit.
Hilfe brauchen wir, um das zu erleben.
(H.S.)
Aus einem Brief von Heide Simon 2018:
(50) Ostern ist Auferstehung
Ostern ist Auferstehung aus müdem Alltag, aus Schmerzen und Traurigkeit.
Ostern heißt Leben, heißt Frühling,
heißt willkommen
in Freude und Glück.
Denn das göttliche Licht bricht die Dunkelheit
über den Gräbern.
Auferstehung in ein Meer der Freude.
Aus Steinen wird das Brot des Lebens,
aus den schmerzenden Wunden ein Lobgesang.
(51) Ostern [2000]
Noch fällt kein Licht auf die steinernen Gräber
von Golgatha.
Ohne Hoffnung verneigt die Natur sich vor dem Tod,
die kalten Nächte weichen nur widerwillig
dem Morgen.
Doch das Morgenlicht wärmt die erstarrte Erde.
Aus dem Kreuz von Golgatha
wächst lebendige Zuversicht.
Lebensbaum, du wirfst die Schatten des Lebens ab
wie trockenes Laub
und dein Licht bricht die Dunkelheit über den Gräbern.
Auferstehung in ein Meer der Freude:
Aus Steinen wird das Brot des Lebens,
aus den schmerzenden Wunden
ein Lobgesang.
(Heide Simon, Februar 2000)
(52) Ostern [1999]
Ich erwache und bin auferstanden ohne die Schwere des Tages,
auferstanden aus der Nacht in ein jubelndes Licht.
Das ist ein Wunder und so leicht wie ein Frühlingsgesang
des Vogels auf dem Baum der Erkenntnis.
Jetzt lebe ich unter dem Baum Gottes, dem Baum der Erkenntnis.
Mit geöffneten Augen und befreitem Gefühl
kann ich Böses und Gutes in mir ertragen,
mich lösen von der Umklammerung einer uralten Angst.
Auferstehung aus der angstvollen Tiefe der Nacht
wandelt die Schuld in mir zu einem Jubelgesang.
Ostern ist Befreiung aus dumpfer, schlaftrunkener Zeit
in flügelgetragene, frühlingsduftende Herrlichkeit.
(Heide Simon, März 1999)
Zu Ostern 2012 erschien im Tagesspiegel der Beitrag „Ostern: Die Kraft des Verborgenen“
von Claudia Keller. Er ist im Volltext nachzulesen unter
https://www.tagesspiegel.de/meinung/die-kraft-des-verborgenen-2097415.html
Er hat Heide Simon wohl sehr berührt, sie hat ihn an ihre Geschwister und ihre „Freundin“, die mit dem christlichen Glauben eng verbundene „Christiane“, zu Ostern 2013 weitergeleitet.
Ich zitiere auszugsweise den Artikel und Heide Simons Briefwechsel mit der mit einem Theologen verheirateten Christiane.dazu:
„Ostern: Die Kraft des Verborgenen
Jesus' Auferstehung war ein vollkommen intransparenter Vorgang, rätselhaft, unwahrscheinlich und mysteriös. Das ist der Grund, warum sie den Stoff liefert für den Glauben. Es wäre schade, wenn das Dunkle verschwinden würde - nicht nur als Gegenpart zum Licht.
Von Claudia Keller
8.04.2012, 00:00 Uhr.“
„[...] Nichts gegen Aufklärung. Je mehr Informationen zugänglich sind, umso einfacher kann es sein, Kriminalität, Korruption und andere Missstände aufzudecken. Aber Transparenz ist kein Wert an sich. Aus der Transparenz, aus dem Offensichtlichen erwächst nichts. Es schürt höchstens Misstrauen und erhöht den Druck zur Anpassung. Wenn immer mehr auf einen Blick sichtbar ist, wer kann sich da noch einen Makel leisten? Das Wort „Transparenz“ setzt sich zusammen aus lateinisch „trans“ und „parere“. Parere bedeutete ursprünglich: auf jemandes Befehl hin erscheinen, parieren. Anders ausgedrückt: funktionieren.“
Aus einem Brief von Heide Simon:
„Nun aber zu dem Euch zugesandten Tagesspiegelartikel. Ich habe das Gefühl, als hätte ich mit ihm für Irritationen gesorgt. Bei meinen Geschwistern ist es so. Dein Anruf (Anrufbeantworter), liebe Christiane, vermittelt mir Ähnliches
.Der Abschnitt aus dem Tagesspiegel hat mich eher bestärkt in meinem Glauben, der immer wieder auch von Zweifeln begleitet wird. Es ist ein Zweifel, der m. E. sehr menschlich ist. Dieser Zweifel besteht natürlich häufig aus der Vorstellung, dass ich nicht glauben kann, was nicht zu beweisen ist, oder was ich nicht mit eigenen Augen sehen oder mit Händen fassen kann.
Auch das immer wieder “Hinterfragen“ gehört doch m. E. zu uns Menschen.
Es fällt schwer, als „aufgeklärter“ Mensch an die Jungfrauengeburt zu glauben, an das Wandeln Jesu auf dem Wasser u.v.m.
Niemand hat gesehen, dass Jesus auferstanden ist, dass er aufgefahren ist in den Himmel (immer im übertragenen Sinne!). Und selbst die Jünger haben sich sehr schwer getan, das alles zu glauben.
Der kleine Artikel über das Verborgene sagt ja doch das, was so tröstlich ist: Das, was uns als unmöglich erscheint, kann durch das Geheimnisvolle, durch das Verborgene zu einer großen Kraft werden.
Theologisch mag das alles anfechtbar sein. Aber ich bin Tochter meines Vaters, der mit uns über seine eigenen Zweifel und Fragen reden konnte. Das war immer sehr tröstlich.“
Heide Simons Ostergedichte sind aus ihrem christlichen Glauben entstanden. An der weltlichen Komponente zu Ostern, dem „Ostermarsch“ (s. z. B. Wikipedia), hat sie aktiv nie teilgenommen. Zu ihren Glaubenszweifeln und der „Kraft des Verborgenen“ passt auch ihr Gedicht :
(40) Wiederkehr
Auf meinem Weg zum See,
an den Wiesen vorbei
in dem kleinen Wald, in dem die ersten Frühlingsvögel
ihre voller Frohsinn klingenden Lieder singen,
am Wiesengrund die duftend ersten Blumen blühen,
ist meine Stimme, mein Gesang wieder bei mir,
den ich verloren hatte.
Ich lobe dich Himmel,
der Du die Freude des Liedes
mir in mein Herz gegeben hast.
(H.S. 26.03.2019)
Gedenkkerze
Dietmar Simon
Heute ist Frühlingsanfang: Gedichte, Notizen von Heide Simon, meiner unsterblichen Gefährtin, zum Frühling
(045) Frühling im Garten
Im Garten sieht alles nach Frühling aus.
Der alte Nussbaum dicht am Haus
zeigt zwar noch nichts an Trieb und Kraft,
ihm fehlt die Sonne, des Regens Saft.
Aber in seinem alten morschen Geäst
feiern die Vögel ihr Einzugsfest.
Vor allem die Meisen,
die ja nie verreisen,
werden ihm manches Jahr zur Qual.
Bequeme Astlöcher stehen zur Wahl
und dennoch ist keines ihnen recht.
Für einen Neubau erscheint schon der Specht.
Doch der alte Nussbaum klug und weise
heißt alle willkommen, auch die Meise.
Der Flieder nebenan ist auf Freiers Füßen,
er will den Frühling als Braut begrüßen.
Seine Knospen platzen vor wilder Lust,
den Amseln auf dem Zweig dort schwillt die Brust
vor unbändiger Freude am jubelnden Singen.
Ihr Lied wird alsbald im Chor erklingen
und alle Bewohner dieses Gartens
werden nicht müde des glücklichen Wartens
auf alles, was noch kommt an überraschender Pracht.
Und mir ist unendlich wohl und mein Herze lacht.
(Heide Simon, 2/2001)
(046) Frühling
Es duftet schwarze Erde in meinen Händen
nach Werden und Vergänglichkeit.
Der Sonne Schatten an Häuserwänden
wirft Wärme in ihre Dunkelheit.
Und es wächst eine Vielfalt von buntem Wunder
aus dem erdigen Dunkel ins lebendige Licht.
Ich liege träumend unter einem Holunder,
und eines Vogels Lied streift mein Gesicht.
(Heide Simon, Frühling 1999)
Es bestehen weitere Fassungen (46a, 46b) dieses Gedichtes, aber die Autorin hat nach außen nur die Fassung (46) Frühling verwendet, offensichtlich waren die späteren Versionen nur Versuche einer Änderung.
(46a) Ein kleines Frühlingsgedicht
Es duftet schwarze Erde in meinen Händen
nach Werden und Vergänglichkeit.
Der Sonne Schatten an Häuserwänden
gibt Wärme in des Hauses Dunkelheit.
Die Fenster öffnen sich weit dem Licht,
das alles erhellt und durchströmt.
Ich wende mein blasses Wintergesicht
Dem Himmel zu, der es verwöhnt.
Die Augen werden klar, zum Schauen bereit
für das, was der Himmel spendet,
wir machen uns für den Frühling bereit,
der sich freundlich zu uns wendet.
Denn es wächst eine Vielfalt von buntem Wunder
aus dem erdigen Dunkel in das lebendige Licht.
Ich lege mich träumend unter einen Holunder,
und eines Vogels Lied streift mein Gesicht.
(Heide Simon. März 2004)
(046)b Frühling (neu 2016)
Es duftet schwarze Erde in meinen Händen
nach Werden und Vergänglichkeit.
Der Sonne Schatten an Häuserwänden
wirft Wärme in ihre Dunkelheit.
Und es wächst eine Vielfalt von bunten Wundern
aus dem erdigen Dunkel ins lebendige Licht.
Der Winter zeigt kaum noch sein kaltes Gesicht
Und alles Kranke wird wieder gesunden.
Das Alter wird in diesem Frühling froh gefeiert,
es strahlt in Freude und vertreibt Sorgen und Angst.
Es lohnt sich zu singen mit glücklichen Gästen.
(047) Frühlingserinnerungen
So viele Wunder an Farben zeigt der Frühling wie in keinem Jahr zuvor.
Glückliche Gedanken begleiten mich durch ein leuchtendes Tor
von sonnenglänzendem Forsytienstrauch, von blühender Kirsche.
Hinter der Mauer entfalten sich die zarten Blätter der Birke,
die ich von allen Bäumen am meisten liebe.
(H.S. 2017)
Ergänzung 2018:
Täglich sieht der Garten noch prächtiger aus.
Magnolie als erstes, der Flieder der duftende.
(048) Frühlingssehnsucht (Fragment)
Wenn nach grauer kalter Zeit
und nicht enden wollender Traurigkeit
die Stadt uns Nacht für Nacht fern hält
von den ersten Frühlingsstrahlen
H.S. 09.01.2018
(40) Wiederkehr
Auf meinem Weg zum See,
an den Wiesen vorbei
in dem kleinen Wald, in dem die ersten Frühlingsvögel
ihre voller Frohsinn klingenden Lieder singen,
am Wiesengrund die duftend ersten Blumen blühen,
ist meine Stimme, mein Gesang wieder bei mir,
den ich verloren hatte.
Ich lobe dich Himmel,
der Du die Freude des Liedes
mir in mein Herz gegeben hast.
(H.S. 26.03.2019)
Gedenkkerze
Dietmar Simon
Durch Zufall fiel mir heute in die Hände: „Hochherrschaftliche Wohnungen. Posse mit allem Komfort v. Toni Impekoven. Musik v. Willy Bredschneider. Textbuch der Gesänge“.
Erschienen im Theaterverlag Edvard Bloch, Berlin C2 Brüder-Str. 1 Copyright 1913.
„Anton Toni“ Impekoven (* 21. Juni 1881 in Köln; † 6. Mai 1947 in Sprendlingen) war ein deutscher Schauspieler, Komiker, Bühnen- und Drehbuchautor, Lustspieldichter und Kabarettist. Von 1945 bis 1947 war er der erste Nachkriegs-Intendant des Schauspiels Frankfurt“ (Wikipedia).
Heide Simon, meine unsterbliche Gefährtin, hat sich in vielen Gedichten gegen die Kriege in der Welt ausgesprochen. Sie hat psychisch und sogar physisch unter ihnen gelitten. Der Text von Toni Impekoven ist nun 111 Jahre alt. Unter 10. ist die
tragisch-lustige Geschichte zu finden „Die kleine Fee vom Kadewe“. Unter 9. 5. ein Zeitzeugnis, ein Wunsch, der heute noch aktuell ist:
Wenn Terken und Griechen
Sich nicht mehr bekriegen,
Rumänen und Bulgaren
In Freundschaft sich paaren,
Wenn Russen, Franzosen
Uns liebend umkosen
Und der britische Leu
Bläst die Friedens-Schalmei,
Dann ist Krach und Krieg vorbei –
Unberufen toi, toi, toi.
Gedenkkerze
Dietmar Simon
Frühe Gedichte von Heide Simon, meiner unsterblichen Gefährtin
(131) Verzicht!; (132) Zunächst hieß es: Nimm die Klage zurück!
(131) Verzicht!
Verzicht!
Verzicht auf was?
Auf das, was uns liegt.
Warum?
Darum!
Warum auf das,
was uns liegt?
Weil das,
was uns liegt,
nie siegt.
(H.S. 1968)
(132) Zunächst hieß es: Nimm die Klage zurück!
Zunächst hieß es:
Nimm die Klage zurück!
Er glaubte jedoch noch spät an sein Glück
und unterlag.
Aber das bringt der Tag,
der trostlose Alltag.
Nie wieder versucht er aufzumucken.
Weiter kommen die Kleinen
wenn sie sich ducken.
Heute und gestern und immer.
Werdet nicht klein, ihr Leute,
die ich schätze,
durch Unterwürfigkeit
und zu großer Ehrerbietung
Den Schwätzern gegenüber.
Sie sind auch nicht mehr als Du und Ich.
Oft ist ihr Hintergrund viel trüber,
als ihr äußerer Schein.
(H.S. 1969)
Gedenkkerze
Dietmar Simon
Heide Simon, meine unsterbliche Gefährtin, hat im Jahr 2020 auf einem Zettel mit Bleistift notiert:
(130) [Sehnsucht
Fragment, handschriftliche Notiz aus dem Jahr 2020
Unterhalb der Zeilen ist notiert: „Die Sehnsucht nach dem Meer“]
Sehnsucht, die nicht weiß,
wonach oder wohin sie sich sehnt,
lebt in der trüben Hoffnung
auf eine Befreiung von sich selbst.
Sehnsucht, die ein Ziel vor Augen hat,
wohin das Sehnen geht,
wird begleitet auf dem Weg dorthin
und findet sich im Glück wieder.