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Claus
Aressy, im März 2021
Mein lieber Gerhard,
sechsundvierzig Jahre sind verstrichen, seit dem wir uns in jenem Frühsommer 1975 kennenlernten. Ich durfte zum ersten Mal bei Euch sein. Es war das Angrillen und du begossest die Würstchen mit Tucher-Bier und rauchtest Life-Zigaretten. An der Haustür stand «Prof». Das hat mich enorm beeindruckt!
Aus diesem ersten Beisammensein wurden unzählige.
Es schloss sich in diesem Jahr sogar die erste gemeinsame Reise an. Eine von zweien ins Heilige Land. Wir zählten am See Genezareth die Sterne und dachten ehrfürchtig an die Unendlichkeit allen Seins.
Durch Dich lernte ich Reutte kennen und lieben.
Wir wanderten gemeinsam bei jedem Wetter um den Königssee. Ich wetterte über die Bajuwaren, die die Blaubeeren wegaßen und brauchte den Huflattich aus Hygienegründen. Du schimpftest am kerlinger-Haus über meine Socken über deiner Nase.
Stets hattest du eine geschickte, hilfreiche Hand beim Renovieren in der Sybelstraße und später in Nikolassee. Wobei Du das Sybel lustigerweise mit einem doppelten «L» aussprachst.
Ich durfte dein chaotisches Atelier, droben unterm Dach am Reckeweg, bewundern, bewundern vor allem Dein Talent in Deinen Bildern und Zeichnungen und Deinen kleinen, wunderbaren botanischen Garten, mit der Herkulesstaude, die in den Sommern alles zu regieren schien.
An gemeinsamen Reisen hatte es uns nicht gemangelt. Genauso wenig an Feierlichkeiten. Zusammen haben wir ein wenig über den Tellerrand Berlins geschaut. Ob es das erwähnte Israel, Bayern oder Tirol waren oder dann Marokko und schließlich Cuba mit der damals paradiesischen kleinen Insel Cayo Largo. Leider regneten auch dort, wie so oft auf dieser Welt, einige Vermouthstropfen in Form von versprühten Pestiziden über unsere Köpfe ins vermeintliche Paradies.
Dein Freund Manfred fand das lustig und Du überhaupt nicht. So strittet Ihr, wie es gute Freunde tun. Für mich wart Ihr ein treffliches Freundespaar und ich taufte Euch Hardy und Fredy. Ihr betiteltet Euch gegenseitig liebevoll als «Sausack».
Ein Mal durfte ich dazu beitragen, dass Du Großvater wurdest. Das hat uns beide stolz gemacht, schließlich wurde ich Vater eines wunderbaren kleinen Mädchens. Und Du wurdest der Opa Bauer. Wieso «Bauer»? Ich weiß es nicht mehr.
Du hast mir mit Deinem riesengroßen Herzen so viele Dummheiten und Eskapaden verziehen! Sogar, dass ich Dir vom Balkon der Praxis meines Vaters springend und eben nicht fliegen könnend, auf dem Kopf landete und Dich ziemlich verletzte. Selbst das hast Du mir vergeben. Eine Gabe, die wirklich nicht jeder besitzt.
Seit dem ich weiß, dass nun auch Dein Leben, wie die meiner Eltern und Schwester, endlich war und Du Dich aufgemacht hast in hoffentlich etwas Besseres als das Irdische hier, an dem Du so oft dem Verzweifeln nah warst, kommen in mir unablässig Erinnerungen mit Dir, mein lieber Gerhard und Schwiegervater, hoch. So wie die amerikanischen Präsidenten nach ihrer Amtszeit Präsidenten bleiben, bleibst Du für mich mein Schwiegervater. Ein wunderbarer und einen besseren gab es nicht für mich!
Auch als wir uns zum letzten Mal in diesem Leben im August 2014, im Restaurant am Grunewaldturm trafen, warst Du es immer noch. Du gabst Dich so herzlich und freundlich, wie ich es nicht erwartet hatte. Wir hatten uns eine kleine Ewigkeit nicht mehr gesehen und doch war es wie immer. Dass Deutschland zum vierten Mal Fußballweltmeister war, interessierte Dich, wie immer wenn es um Fußball ging, wenig. Eher die Ebola-Epidemie und die Putin-Russen auf der Krim.
Wir gaben uns zum allerletzten Mal die Hand.
Danke Dir lieber Gerhard, dass ich Dir so oft nahe sein durfte und vielleicht ab und an mal ein ganz passabler Schwiegersohn war.
Aressy, im März 2021
Mein lieber Gerhard,
sechsundvierzig Jahre sind verstrichen, seit dem wir uns in jenem Frühsommer 1975 kennenlernten. Ich durfte zum ersten Mal bei Euch sein. Es war das Angrillen und du begossest die Würstchen mit Tucher-Bier und rauchtest Life-Zigaretten. An der Haustür stand «Prof». Das hat mich enorm beeindruckt!
Aus diesem ersten Beisammensein wurden unzählige.
Es schloss sich in diesem Jahr sogar die erste gemeinsame Reise an. Eine von zweien ins Heilige Land. Wir zählten am See Genezareth die Sterne und dachten ehrfürchtig an die Unendlichkeit allen Seins.
Durch Dich lernte ich Reutte kennen und lieben.
Wir wanderten gemeinsam bei jedem Wetter um den Königssee. Ich wetterte über die Bajuwaren, die die Blaubeeren wegaßen und brauchte den Huflattich aus Hygienegründen. Du schimpftest am kerlinger-Haus über meine Socken über deiner Nase.
Stets hattest du eine geschickte, hilfreiche Hand beim Renovieren in der Sybelstraße und später in Nikolassee. Wobei Du das Sybel lustigerweise mit einem doppelten «L» aussprachst.
Ich durfte dein chaotisches Atelier, droben unterm Dach am Reckeweg, bewundern, bewundern vor allem Dein Talent in Deinen Bildern und Zeichnungen und Deinen kleinen, wunderbaren botanischen Garten, mit der Herkulesstaude, die in den Sommern alles zu regieren schien.
An gemeinsamen Reisen hatte es uns nicht gemangelt. Genauso wenig an Feierlichkeiten. Zusammen haben wir ein wenig über den Tellerrand Berlins geschaut. Ob es das erwähnte Israel, Bayern oder Tirol waren oder dann Marokko und schließlich Cuba mit der damals paradiesischen kleinen Insel Cayo Largo. Leider regneten auch dort, wie so oft auf dieser Welt, einige Vermouthstropfen in Form von versprühten Pestiziden über unsere Köpfe ins vermeintliche Paradies.
Dein Freund Manfred fand das lustig und Du überhaupt nicht. So strittet Ihr, wie es gute Freunde tun. Für mich wart Ihr ein treffliches Freundespaar und ich taufte Euch Hardy und Fredy. Ihr betiteltet Euch gegenseitig liebevoll als «Sausack».
Ein Mal durfte ich dazu beitragen, dass Du Großvater wurdest. Das hat uns beide stolz gemacht, schließlich wurde ich Vater eines wunderbaren kleinen Mädchens. Und Du wurdest der Opa Bauer. Wieso «Bauer»? Ich weiß es nicht mehr.
Du hast mir mit Deinem riesengroßen Herzen so viele Dummheiten und Eskapaden verziehen! Sogar, dass ich Dir vom Balkon der Praxis meines Vaters springend und eben nicht fliegen könnend, auf dem Kopf landete und Dich ziemlich verletzte. Selbst das hast Du mir vergeben. Eine Gabe, die wirklich nicht jeder besitzt.
Seit dem ich weiß, dass nun auch Dein Leben, wie die meiner Eltern und Schwester, endlich war und Du Dich aufgemacht hast in hoffentlich etwas Besseres als das Irdische hier, an dem Du so oft dem Verzweifeln nah warst, kommen in mir unablässig Erinnerungen mit Dir, mein lieber Gerhard und Schwiegervater, hoch. So wie die amerikanischen Präsidenten nach ihrer Amtszeit Präsidenten bleiben, bleibst Du für mich mein Schwiegervater. Ein wunderbarer und einen besseren gab es nicht für mich!
Auch als wir uns zum letzten Mal in diesem Leben im August 2014, im Restaurant am Grunewaldturm trafen, warst Du es immer noch. Du gabst Dich so herzlich und freundlich, wie ich es nicht erwartet hatte. Wir hatten uns eine kleine Ewigkeit nicht mehr gesehen und doch war es wie immer. Dass Deutschland zum vierten Mal Fußballweltmeister war, interessierte Dich, wie immer wenn es um Fußball ging, wenig. Eher die Ebola-Epidemie und die Putin-Russen auf der Krim.
Wir gaben uns zum allerletzten Mal die Hand.
Danke Dir lieber Gerhard, dass ich Dir so oft nahe sein durfte und vielleicht ab und an mal ein ganz passabler Schwiegersohn war.