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Kai Sender
Sozialarbeiter
Bremen
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Der Vater war Chef. Also lautete der Berufs- wunsch des Sohnes: "Chef"

Nachruf auf Fred Kapella (Geb. 1953)
In den achtziger Jahren konnte es Bauherren passieren, dass sie das bestellte Material vom Chef selbst geliefert bekamen. Fred Axel Kapella hatte seinen Hochkran dabei, eine Neuheit zu dieser Zeit. Mit dem Kran hob er die bestellten Paletten direkt dahin, wo gebaut werden sollte, etwa ins Dachgeschoss, selbst wenn der Bauherr nur eine Lieferung bis vor die Haustür bestellt hatte. „Sehen Sie? So einfach kann das sein! Das nächste Mal bestellen Sie die Lieferung gleich per Hochkran!“

Auf Baustellen wird so viel Energie vergeudet; Fred Axel Kapella liebte es, Bauarbeiten zu optimieren und Kunden zu zeigen, wie es besser ging.

Als er geboren wurde, waren seine Eltern bereits erfolgreiche Unternehmer. Angefangen hatten sie nach dem Krieg mit dem Handel mit Backpulver. Doch wie sich herausstellte, war das Flicken der im Krieg zerstörten Dächer dringlicher als das Kuchenbacken. Dachpappe ließ sich besser verkaufen, und bald kamen weitere Baumaterialien hinzu. Seit 1949 gab es die Firma „Kapella Baustoffe“. Die Kapellas kauften ein Haus mit Garten in Lichterfelde-West, wo bald die Kinder Anne und Fred Axel zur Welt kamen.

Der Vater legte großen Wert darauf, dass die Kinder viel und fleißig lernten. Er ließ sie das Einmaleins aufsagen, immer wieder, bis es saß; wenn sie im Auto fuhren, ließ er sie die Werbung am Straßenrand entziffern. Auch sportlich sollten sie sein; mit der Stoppuhr in der Hand forderte der Vater sie heraus. Er selbst konnte bis ins hohe Alter auf Händen laufen und demonstrierte das bei Gelegenheit, um den Ehrgeiz der Kinder anzustacheln.

So kam es, dass Axel als Berufswunsch schon sehr früh „Chef“ angab. Er studierte Betriebswirtschaft an der TU-Berlin und begann als EDV-Fachmann in der Firma der Eltern. Später übernahmen seine Schwester und er das Ruder ganz. Lange Zeit führten sie einen einzigen Baumarkt, doch mit dem Mauerfall und dem folgenden Bauboom wurden es 14. Das bedeutete Arbeit und die nahm er ernst.

Sein Erfolgsrezept war simpel: „Geht nicht, gibt’s nicht! Wenn es ein Problem gibt, rufen Sie mich an!“ Zu Weihnachten erhielten hunderte Kunden Glückwunschkarten, alle handschriftlich mit einem persönlichen Text versehen.

Nach der Geburt seiner Kinder Amelie und Georg hatte seine Frau Gabriele ihre Arbeit als Zahnärztin aufgegeben. An manchem Morgen erkannte sie nur an dem aufgedeckten Bett, dass er ein paar Stunden geschlafen haben musste, denn er war schon längst wieder arbeiten, wenn sie aufwachte. „Schlafen kann ich, wenn ich tot bin.“

Ebenso aktiv musste auch die freie Zeit genutzt werden. Mit der Familie erkundete er jeden Winkel des Berliner Umlands. Sie reisten mit dem Wohnmobil durch Neuseeland, und sie trieben Sport. Gemeinsam mit der Tochter wurde Fred Axel 2009 deutscher Vizemeister im H-Boot-Segeln; in Finnland, Holland und Norwegen waren sie bei den Weltmeisterschaften dabei. Mit dem Sohn fuhr er regelmäßig Rennrad. Mit dem Rad fuhr er auch nach Rom, während die Familie mit dem Flugzeug reiste. Treffpunkt Trevibrunnen. Dort erzählte er betrübt, dass er nur 250 km am Tag zurückgelegt hatte.

Ende 2010 hörte Axel endgültig in der Firma auf, die bereits drei Jahre zuvor verkauft worden war. Er wollte mit seiner Frau die Welt bereisen und in der reisefreien Zeit als Berater für Baustellenlogistik arbeiten.

Beim Skifahren in Österreich Ende Januar werden Axel und Gabriele krank. Mit 40 Grad Fieber fahren sie zurück nach Berlin. Während es Gabriele allmählich besser geht, verschlechtert sich Axels Zustand. Als bei ihm die Schweinegrippe diagnostiziert wird, hat er bereits eine beidseitige Lungenentzündung und muss beatmet werden. „Gott hat es doch immer gut mit mir gemeint“, sagt er zu Gabriele, bevor er ins künstliche Koma versetzt wird. Die Ärzte an der Charité kämpfen um sein Leben, umsonst. Nach drei Monaten stirbt Fred Axel Kapella. Candida Splett